Apfelbräuche in Südtirol

Mythen, Legenden, Bräuche

Alles über die Mythen, Legenden und Bräuche, die sich rund um den Apfel ranken, gab es in einer Sendereihe im Radiosender Südtirol 1. Sie wurden von einem authentischen Südtiroler Bauer nacherzählt und in kurzen Spots mehrfach am Tag auf Sendung geschickt. Wir haben die Bräuche zusammengefasst hier für euch aufbereitet!

Der Apfel als Symbol königlicher Macht
Als vollkommenes Abbild der Welt wurde der Apfel in Gestalt des Reichsapfels zum Symbol für königliche Macht. Der Legende nach gelangte der goldene Reichsapfel von Alexander dem Großen an Melchior, den König von Arabien. Dieser zog mit Kaspar und Balthasar nach Bethlehem und reichte ihn dem neugeborenen Heiland. Kaum hatte dieser ihn berührt, zerfiel er: Das irdische Reich musste dem unvergänglichen himmlischen weichen!

Vom Totengeläut zur Apfelpracht
Auch aus botanischer Sicht hat der Apfel eine durchaus wichtige Bedeutung: So holten die Knechte im Winter bei Totengeläut schweigend aus einem Bach einen großen Stein und legten diesen zwischen die Zweige eines Apfelbaumes. Nicht selten entwickelten sich an diesen Zweigen tatsächlich besonders viele Früchte. Allerdings waren dafür wahrscheinlich weder Glocken, Bach noch Schweigen verantwortlich, sondern das Herabbiegen der Zweige, das auch heute noch in der Obstbaumerziehung praktiziert wird.

Er liebt mich, er liebt mich nicht
Im 19. Jahrhundert haben österreichische Frauen versucht herauszufinden, ob der Mann ihrer Träume an ihnen interessiert ist. Beim abendlichen Tanz klemmten sich Frauen einen Apfel unter die Achsel. Am Ende der durchtanzten Nacht wurde ein Stück des mit Schweiß gewürzten Apfels dem Auserwählten angeboten. Beruhte das Interesse auf Gegenseitigkeit, so aß der Begehrte das Apfelstück mit Genuss. War dies nicht der Fall, lehnte er höflich ab.

Liebeszauber in England
Die Engländerinnen benutzten im 17. Jahrhundert Apfelkerne und Feuer, um herauszufinden, ob ihre Liebe erwidert würde. Während ein Mädchen den Namen des Angebeteten murmelte, warf sie Apfelkerne ins Feuer. Platzten in der Hitze die Kerne hörbar, durfte sie auf Gegenliebe hoffen; verbrannten diese ohne Geräusch, dann konnte sie sicher sein, dass ihr die „kalte Schulter“ gezeigt wurde.

Äpfel – Symbol für Schönheit
Wegen der vielen Kerne, die der Apfel in seinem Inneren verbirgt, galt er immer schon als Abbild der weiblichen Fruchtbarkeit und demzufolge auch als Wahrzeichen der Liebe. Aßen also Frauen während der Schwangerschaft viele Äpfel, bekamen sie schöne Kinder.

Eins, zwei oder drei?
Kannte eine Frau drei Heiratskandidaten und konnte sich nicht für einen entscheiden, dann musste sie in der Andreasnacht die drei Namen getrennt auf drei Äpfel schreiben und die Früchte unters Kopfkissen legen. Erwachte die Frau in der Nacht, musste sie im Dunkeln einen davon greifen und verzehren. Derjenige, dessen Name auf dem verspeisten Apfel stand, wurde ihr Mann. Wenn sie diesen nicht so mochte, hatte sie Pech, sie musste ihn dennoch heiraten.

Goldstück oder Apfel?
Die Westgoten hatten ein probates Mittel, um die Zurechnungsfähigkeit eines Knaben unter 7 Jahren zu prüfen. Der Junge musste sich zwischen einem Apfel und einem Goldstück entscheiden. Griff er nach dem Geld, galt er als geldgierig und wurde in die Obhut eines Erziehers genommen. Nahm er jedoch den Apfel, dann war dies ein Zeichen, dass er noch nicht viel Weltkenntnis erworben hatte.

Die Andreasnacht – Die Nacht des Liebesorakel
Die sogenannte Andreasnacht - die Nacht auf den 30. November - war eine traditionelle Orakel- bzw. „Los“-Nacht für Unverheiratete. So holte sich ein Mädchen in der Andreasnacht von einer Witwe einen Apfel, teilte ihn in zwei Hälften, aß die eine davon und legte die andere unter das Kopfkissen, um den Zukünftigen im Traum zu sehen. Oftmals schälten sie einen Apfel, ohne die Schale zu zerbrechen; dann warfen sie diese über die Schulter. Aus den auf der Erde liegenden Apfelkringeln glaubten sie den Anfangsbuchstaben des Namens ihres Zukünftigen zu sehen.

Thomasnacht und die Wintersonnenwende
Ein wichtiges Datum war die sogenannte Thomasnacht vor der Wintersonnenwende am 21. Dezember. In dieser längsten Nacht des Jahres konnten nach den damaligen Vorstellungen die Geister besonders lange und intensiv wirken. So steckte man sich in Oberösterreich in der Thomasnacht einen Apfel unter die Achsel und trug ihn bis in die Christnacht mit. Dann trat man beim Ave-Geläut vor das Haus und begann den Apfel zu essen. Der ersten Person, die vorüberging, gab man eine Spalte dieses Apfels, denn diese Person sollte einen großen Einfluss auf das Schicksal des Essenden haben. Tat man dies nicht, drohte ein großes Unglück.

Blüten in der Weihnachtszeit
Am Andreastag (30. November) wurden in einigen Regionen schweigend Obstzweige geschnitten und wie am Barbaratag in Wasser gestellt, sodass sie an Weihnachten blühten. Am Verhältnis von Blüten- zu Blattknospen ließ sich damit schon ein erster Hinweis auf die potentielle Ernte im nächsten Jahr erhalten.
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